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Mein Motto für 2020

Mein Motto für 2020

Don’t push the river, it flows by itself

Don’t push the river, it flows by itself. Fritz Perls
Während des Schreibens dieses Blogartikels habe ich festgestellt, dass das Jahresmotto von 2019 „time for change“ und das Motto für dieses Jahr „don’t push the river, it flows by itselfs“ aufeinander aufbauen. Die diversen Richtungskorrekturen und Neuausrichtungen von 2019 ermöglichen mir für 2020 eine etwas andere Sicht- und Vorgehensweise. „Don’t push the river, it flows by itself“ tönt gemütlich und gemählich. Ein bisschen in Flow gehen und geschehen lassen. Aber der Schein trügt, für mich ist DIE Herausforderung schlechthin. Eigentlich ist es ja zum Lachen. Was kann mir schon passieren? Ich kann schwimmen, habe Kraft, aber eben...

 

Alles ist im Fluss – Metapher des Lebens
Bisher war meine Tendenz, immer wieder in die Tiefen des Flusses zu tauchen. Dabei habe ich viel Müll, aber auch einige wirklich grosse  Schätze gefunden. Vor lauter tauchen habe ich jedoch oft vergessen, die Schönheiten der vorbeiziehenden Landschaften zu betrachten und einfach zu SEIN.

Mein Fluss ist sehr vielseitig: Manchmal ist er gross, breit und kraftvoll und manchmal blockiert, manchmal ein sprudelndes, klares Bächlein, oft ein reissender Fluss mit starker Strömung (ich habe einfach viel Power), manchmal tümpelt er lust- und glanzlos vor sich hin. Von grossen Wasserfällen bis hin zu seichten Gewässern hat er einfach alles. Oft genug wurde er in seiner Wildheit gebremst. Manchmal haben Andere versucht, seine Energie für sich selbst zu nutzen. Ich weiss, dass ich besser auf meinen Fluss achten und ihn besser vor Fremdeinwirkungen beschützen sollte.
 

Jeder Fluss hat eine Quelle
Neue Ideen sind wie die Quelle des Flusses. Da bin ich froh, mutig, neugierig und abenteuerlustig. Alles sprudelt nur so hervor. Meine Versuchung ist gross, dort zu verweilen, wo es schön ist und es mir gefällt. Da möchte ich bleiben und will nicht, dass sich dieser Zustand ändert. Auch möchte ich meine Komfortzone nicht verlassen, und schon gar nicht weitergehen. Ich weiss ja auch nicht, was mir auf dem Fluss noch so alles begegnen könnte. Also bleibe ich hier stehen, und mit mir der Fluss auch. Ich verhalte mich ruhig und unauffällig.

Wenn ich nun stehen bleibe, steigt entweder der Wasserspiegel so, dass der Fluss hier über die Ufer tritt und alles überschwemmt oder das Wasser bleibt stehen und wird trüb. Ich muss wieder in Bewegung kommen, denn Stillstand bedeutet Tod.


Wahrlich beständig ist allein der Wandel. Fernöstliche Weisheit Schiebe nicht den Fluss, er fliesst von selbst. Das weiss ich ja, aber wenn ich den übertragenen Sinn dieser Aussage betrachte, braucht es schon Vertrauen, mich darauf zu verlassen, dass er wirklich fliesst. 

Es braucht Mut, sich dem Fluss des Lebens anzuvertrauen, sich mitnehmen zu lassen und für alle Wunder und Herausforderungen, welche uns während unserer Flussreise erwarten, offen zu sein. Es bedeutet hinschauen, akzeptieren, loslassen und dem Fluss zu vertrauen. Ich weiss nie, was vor mir liegt.
Aber eines weiss ich: jede Bewegung, jede Veränderung des Flusses ist einmalig.


Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung. Heraklit
Die Herausforderung für mich besteht darin, mich dem Fluss wieder anzuvertrauen und den Mut zu haben, das bekannte Festland zu verlassen – und im Fluss zu bleiben.
Ich weiss, wohin ich segeln möchte, aber der Fluss hat seine Tücken. Er verändert sich, ohne dass ich es will. Wenn ich diese Veränderungen annehme, tun sich viele neue Möglichkeiten auf. Das habe ich auch immer wieder erfahren. Dennoch zweifle ich und vertraue diesen Erfahrungen (noch) nicht so wirklich. Solche nicht gewollten Veränderungen anzunehmen hat mit Demut zu tun. Im Wort Demut ist das Wort „Mut“ enthalten, also stell ich mich der neuen Herausforderung.


Panta rhei – alles fliesst
Eigentlich heisst der Satz von Heraklit: „Panta chorei kaì oudèn ménei“, (alles bewegt sich fort und nichts bleibt). Dieser Satz löste damals die Diskussion darüber aus, ob es möglich sei, zweimal in denselben Fluss zu steigen. Ich kann hundertmal in den Rhein steigen, aber er wird niemals derselbe Fluss sein, er ist in dauernder Veränderung. So wie der Fluss ist auch das Leben nicht statisch. Eigentlich weiss ich das. Dennoch gibt es einen Teil in mir, der möchte, dass alles so bleibt wie es ist. Dieser Wunsch ist natürlich nur auf die positiven Aspekte des Lebens ausgerichtet... aber es ist ein gefährlicher Wunsch, denn er hindert mich, mein Leben wirklich zu leben und mich den Herausforderungen zu stellen.
Panta rhei – alles fliesst. Auch bei mir. Theoretisch. Praktisch muss ich noch üben. Bis anhin habe ich immer sehr viel gearbeitet und mich angestrengt, denn, so glaubte ich, habe ich den Lohn auch verdient. Es war oft so, dass wenn mir etwas einfach zugefallen, respektive zu geflossen ist. Ich war dafür dankbar, aber es hatte wie weniger Wert. Alles was ich durch harte Arbeit erreicht hatte, hatte Mehr-Wert. Dieses immer noch zusätzliche Bewegen oder Rudern im Fluss, ob gegen oder mit der Strömung, hat mich viel Kraft gekostet. Ich habe oft beschleunigt, manchmal war es gut, manchmal war die Geschwindigkeit zu hoch, so dass ich gegen einen Felsen aufgeknallt bin. Zum Glück bin ich nie untergegangen (ich kann gut schwimmen).
 

Was heisst das für mich?

Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige. Seneca
Ich kenne meinen Zielhafen. Die Segel müssen von mir gesetzt werden, den Zeitpunkt wann ich los segle, ist abhängig vom Wind. Ich muss nur bereit sein, damit ich starten kann, wenn der richtige Wind kommt. Das bedeutet, nichts tun, zu vertrauen und achtsam zu sein.


Gehe so weit, wie Du sehen kannst. Wenn Du dort ankommst, wirst Du sehen, wie es weiter geht. Thomas Carlyle
Eine alte Weisheit besagt: „und erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.“ Das heisst für mich, mich etwas langsamer zu bewegen und mich dort, wo ich angekommen bin, zu orientieren, eventuell Richtungsänderungen vorzunehmen, step by step. Auch nicht zu vergessen, zurückzuschauen und mich an meine Ressourcen und Erfahrungen zu erinnern.


Ich habe nicht versagt. Ich habe 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionierten. Thomas A. Edison
Sollte ich die falsche Route gewählt haben und mein Ziel nicht erreichen, habe ich dennoch Erfahrungen gemacht. Ich kann neu überlegen, ob ich mich wieder auf diese Reise begeben möchte, oder ob ich womöglich ein falsches Ziel angepeilt habe. Konkret heisst das für mich, ich kann das Ziel wieder anpeilen, weil ich durch die gemachten Erfahrungen Vieles von vornherein ausschliessen kann.


Das ist also mein Jahresmotto
Ich möchte eine Balance zwischen Bewegung und mich treiben lassen, finden. Ganz grundsätzlich. Die Auswirkung von “don’t push the river, it flows by itself” werden sich auf meine Arbeit wie auf meinen Alltag auswirken. Im Fluss zu sein, bedeutet ich zu verändern und zu entwickeln.
Für mich als Kontrollfreak ist das eine Herausforderung und macht mir sicher auch ein Stück Angst. Kajakfahrten sind nicht mein Ding, aber ich kann ja eine Schwimmweste anziehen.

Wenn ich etwas verstanden habe,

  • ist es die Tatsache, dass ich mich nicht nur mit meiner eigenen Energie auf dem Fluss bewegen muss. Er bewegt mich auch und nimmt mich mit. Finde ich diese Balance zwischen mich bewegen und mich treiben lassen, kostet es mich weniger Kraft und Energie. Energie und Kraft, welche mir für andere Dinge zur Verfügung stehen: für meine Familie, meine Arbeit und Projekte und für mich.
     
  • ist es das Wissen, dass es eine Illusion ist, sich vom eigenen Fluss zu entfernen zu können. Also lerne ich, mich besser und ökonomischer auf meinem Fluss zu bewegen.