Ich schaue auf meinen Werdegang als selbständig arbeitende Therapeutin und Dozentin, selbstkritisch und stolz zugleich, zurück. Es ist nicht immer alles optimal gelaufen. Dennoch möchte ich nicht von Fehlern sprechen, sondern vielmehr von Situationen mit Optimierungspotenzial. Situationen, von denen ich lernen und an denen ich wachsen konnte.
Wie es mir gelungen ist, erfolgreich zu werden
Wer selbstständig ist, weiss, dass der Aufbau einer erfolgreichen Praxis und Ausbildungsstätte voller Herausforderungen ist. Und, dass dies zwar ein kreativer, aber mitunter ein anstrengender Prozess ist: Das Angebot muss marktreif gemacht werden, die Organisation muss aufgebaut werden, Kunden müssen gewonnen werden und die Finanzierung sollte gesichert sein. Das ist viel auf einmal. Fundierte Ausbildungen und persönlichen Kompetenzen allein reichen nicht aus. Es braucht eine „Marktstrategie“ um ein Coaching-Business aufzubauen.
Folgende Leitsätze begleiten mich bis heute:
1. Ich weiss, was ich will
2. Mach es besser als die anderen
3. Mach es nicht gleich wie die anderen
4. Schau voraus und orientiere Dich an den Bedürfnissen Deiner Klienten und Ausbildungsinteressenten
5. Ich muss es nicht allen recht machen
6. Bleib Dir treu
7. Denke nicht nur als Coach, denke auch unternehmerisch
8. Fehler sind zum Lernen da und zu scheitern bedeutet keinen Weltuntergang
9. Fazit
Das ist alles. Mehr braucht es nicht. Und dennoch ist es viel.
1. Ich weiss, was ich will
Eigentlich besuchte ich die Ausbildung zum Heilpraktiker für Homöopathie, Phytotherapie, Diätetik und chinesischer Medizin. Sicherlich, es war alles sehr interessant. Zeitgleich absolvierte ich die genialen Kurse bei Thorwald Dethlefsen. Da war ich einfach hin und weg. Ein halbes Jahr später fand ich mich in seinem Institut wieder: vier Wochen Reinkarnationstherapie. Die Bücher von Dethlefsen habe ich verschlungen, ebenso die Bücher von C.G. Jung. Die Therapie, das Vorgehen, die ganze damit verknüpfte Methodik begeisterten mich. Das wollte ich auch können. Selten war ich von etwas so überzeugt und begeistert wie von dieser ganz speziellen Art des Arbeitens der inneren Bilder. Und als mein Therapeut zu mir sagte: "Das wär was für Dich", gab es für mich kein Halten mehr.
Mein Ziel war klar sehr fokussiert: eine gut frequentierte Praxis zu haben und "so" arbeiten zu können. So startete ich mit der Ausbildung. Ich war bereit zu lernen, zu üben und mich mit mir auseinanderzusetzen. Manchmal war ich zwar drauf und dran, alles hinzuschmeissen, weil ich mich dauernd mit der Brillanz der Ausbildner gemessen habe. "Da komm ich nie hin", war eine Stimme, während eine andere Stimme sagte
"Was Andere können kannst Du auch".
Dies wurde zu meinem Leitsatz. Die Heilpraktiker-Schule beendete ich. Wie gesagt, es war interessant, aber gebrannt habe ich für die Arbeit mit inneren Bilder.
Diese Entscheidung habe ich nie bereut.
"Zum Wissen, was ich will, gehört auch zu wissen, was ich kann."
Nebst soliden Ausbildungen bin ich ein sehr kreativer, disziplinierter und strukturierter Mensch. Und ich weiss, wo meine Grenzen liegen. Das Wissen um meine eigenen Grenzen ist mir sehr wichtig, weil es mich einerseits für eigener Überforderung bewahrt, anderseits mir aufzeigt, wo ich mich verbessern oder weiterentwickeln kann.
Nach meinen ersten therapeutischen Ausbildungen erhielt ich ein wirklich interessantes Stellenangebot. Ein interessanter Stellenbeschrieb, ein, so schien es mir gutes Team, alles schien perfekt. Ich befand mich in einer Zwickmühle: Soll ich dieses Angebot annehmen, oder soll ich mich selbstständig machen? Mein Mann meinte ganz trocken: „Du hast Dich doch nicht so ausgebildet, als dass Du Dein Ziel, selbstständig zu sein, aufgibst und Dich in ein Team einordnest?“
Ich fühlte mich, wie wenn ich mich von einer nie mehr wiederkommenden Möglichkeit abgeschneiden würde. Ein bisschen wie sein eigenes Grab schaufeln. Ich habe es getan,habe Nein gesagt. Was für eine gute Wahl: So wurde ich selbstständig, im wahrsten Sinn des Wortes!
Aber doch nicht so ganz: als Therapeutin arbeitete ich selbstständig, assistierte jedoch jahrelang in einem Institut für einen Hungerlohn, weil ich gedacht habe, dass dies zu „Lehr- und Wanderjahren“ gehören würde.
Gelernt habe ich viel, vor allem über mich…
Ich kündigte. Doch diesmal fühlte sich diese Wahl befreiend und leicht an. Ich weiss, war ich wert bin. So begann ich, zuerst im kleinen Rahmen nur, Seminare und Kurse anzubieten. Mein Selbstvertrauen wuchs mit der Anzahl der Kursteilnehmer. Ich merkte, dass ich die Teilnehmer begeistern konnte. Bis dann irgendwann mein erstes Ausbildungsangebot erfolgte. Über diesen Schritt staune ich noch heute... "Dass ICH mich DAS gewagt habe..."
Mich selbstständig zu machen war eine Entscheidung,
welche ich keinen Moment bereut habe.
2. Mach es besser als die anderen und tue es mit Begeisterung
Natürlich habe ich mich mit anderen verglichen, habe sie aber nie kopiert. Ich wollte keine Kopie sein, sondern ein Original. Ich habe geschaut, was andere anbieten und wie sie das tun. Meine eigenen Aus- und Weiterbildungen haben mir schnell aufgezeigt, was ich vermisse und was mir wichtig wäre (nebst der fachlichen Kompetenz): Z.B. gute Skripte, genügend Zeit für das üben, kleine Klassen. Ich halte lernen und üben in Kleingruppen, vor allem wenn es um therapeutische Ausbildungen geht, für effektiver. Auch gebe ich mich nicht mit oberflächlicher Themenvermittlung zufrieden. (So haben mir die "Lehr- und Wanderjahre doch mehr gebracht, als ich zuerst angenommen habe...)
Ein bisschen einfacher hätte ich es mir machen können. Meine hohen Ansprüche an mich haben mich manchmal an meine eigene Grenze gebracht. Gut war oft nicht gut genug. Das ist leider heute noch so. Ich finde da keinen Mittelweg, denn auch dieser ist nicht gut genug. Vielleicht muss ich einfach dazu stehen und sagen: „auch das bin ich“.
Da gibt es noch etwas Anderes: mein inneres Feuer. Ich glaube, dies ist ein ganz wichtiger und nicht zu unterschätzender Aspekt.
Wie kann jemand Menschen begeistern und mitreissen, wenn da nicht dieses innere Feuer der Begeisterung brennt?
Wenn ich von einer Sache total überzeugt und begeistert bin, kann ich unendlich viel Kraft und Energie mobilisieren. Dieser Funke springt auf Klienten oder Seminarteilnehmer über. Ich vergesse mich, wenn ich in dieser Energie drin bin. Das führt dazu, dass ich mich mehr verausgabe, als dass es mir gut tut.
Auch die Begeisterung hat eine Kehrseite. Durch sie gerate ich schnell in Versuchung, noch mehr recherchieren, noch originellere und kreativere Kurse anzubieten, noch einzigartiger zu werden. Dies einfach nur, weil die Materie mich begeistert. Ich habe einfach die Tendenz, mich zu verausgaben. Das ist nicht immer gut. Es gibt auch ausserhalb meiner Arbeit, Dinge die mich begeistern, welche dann zu kurz kommen. Ein kleiner Teufelskreis.
Das ist einfach mein Problem, weil ich (ausser Schuhe putzen) alles mit Begeisterung tue. Heute bin ich vernünftiger und achte mehr auf meine Ressourcen und auf ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Beruf(ung) und Freizeit.
3. Mach es nicht gleich wie die anderen
Ich wollte anders sein und nicht mit der Masse mitschwimmen. Mein „Produkt“, sei es Therapie oder Ausbildung, sollte sich durch etwas Einzigartiges von den anderen Angeboten abheben. So habe ich aus den vielen Aus- und Weiterbildungen meine eigene „Therapiemethode“ entwickelt und mich auf Trauma-Therapie, Schmerztherapie und alles, was mit Psychosomatik zusammenhängt, spezialisiert. Dies praktiziere ich und dies unterrichte ich. Selbst die Hypnose biete ich nicht "normal" an. So hebe ich mich von anderen Anbietern ab. Damit meine ich, nicht besser oder schlechter als Andere zu sein, sondern einfach anders.
4. Schau voraus und orientiere Dich an den Bedürfnissen Deiner Klienten und Ausbildungsinteressenten
Das bedeutet in der Konsequenz, dass ich flexibel sein muss. So passe ich die Ausbildungen immer den neuen Gegebenheiten und Bedürfnissen an, sofern sie mir sinnvoll erscheinen.
Vorauszuschauen, Tendenzen und Bedürfnisse früh genug zu erkennen, gehört für mich für ein erfolgreiches Business dazu. Immer einen Schritt vorauszusein, ist sicherlich eine Stärke von mir. Das ist wiederum mit viel Arbeit verbunden. Letztendlich zeigen mir meine Klienten und Seminarteilnehmer, welche Richtung gefragt ist. Was angesagt ist und welche Bedürfnisse vordergründig sind. Die Bedürfnisse ändern, weil die Gesellschaft sich verändert.
5. Ich muss es nicht allen recht machen
DAS war, und ist es noch immer, die Herausforderung an mich. Ich wollte es allen Klienten und Ausbildungsteilnehmern recht machen. Ein fast aussichtsloses Unterfangen.
Es gibt leider immer, wenn auch nur selten, Meckerer. Ich gebe viel und bin sehr grosszügig. Das kommt von Herzen. Wenn ich jedoch angemotzt werde, dass meine Kaffeemaschine keinen Cappuccino, sondern "nur" Espresso und normalen Kaffee, abgesehen von vielen verschiedenen Tee's macht, trifft mich das. Wenn Obst und Sweetis nicht genug sind, sondern statt dessen Sandwiches gefordert werden, frage ich mich, ob ich mit einem Café verwechselt werde.
Es scheint, dass, egal, was ich abgebe und biete, es nie reicht. Da gibt es immer Teilnehmer die noch mehr wollen… Manchmal wäre ein einfaches „Danke“ schön.
Das würde ich heute anders machen: Ich würde früher Grenzen ziehen. Und ich würde den Mut haben, früher Nein zu sagen, ohne mich schlecht zu fühlen. Von Allen gemocht zu werden, ist sicherlich ein menschliches Bedürfnis. Es soll aber nicht so sein, dass ich dadurch „käuflich“ werde, in dem ich glaube, alles für Seminarteilnehmer tun zu müssen. Da bin ich heute noch am üben…es gelingt noch nicht immer, aber immer öfter.
6. Bleib Dir treu
Dazu gehört für mich, eigene Prioritäten zu setzen. Den Mut zu haben, egal, was andere tun oder sagen, mein Eigenes durchzuziehen. Ich muss es weder so machen, wie „man“ es macht, noch wie andere es mir vorgeben wollen. Natürlich höre ich zu, nehme Impulse auf, sofern sie mir sinnvoll erscheinen.
Und da sind noch meine Prinzipien und Vorstellungen. Die können mitunter für mich (und andere) anstrengend sein. So arbeitete ich für zwei Jahre als Dozentin an einem Institut, wo ich sehr schnell spürte, dass wir verschiedene Vorstellungen von Ausbildung hatten. Zwar verdiente ich gut, aber dort ging es nie um die Qualität der Ausbildung oder um die Teilnehmer, sondern nur um volle Klassen. Ich bin schnellstmöglich aus dem Vertrag ausgestiegen mit der inneren Gewissheit, dass sich woanders eine Türe öffnen wird.
Und es ging eine Türe auf: eine weitere von mir: ich begann selbst Hypnose-Ausbildung anzubieten. Heute frage ich mich, weswegen ich das nicht schon früher gemacht habe. Wenn ich meinen Weg anschaue, war ich meist sehr mutig und zuversichtlich. Trotzdem wagte ich nicht, gewisse Dinge, wie z.B. Hypnose anzubieten. Heute weiss ich, dass mich zu sehr an anderen orientiert habe. Es ging also auch hier darum, die Hypnose so anzubieten, wie ich sie praktiziere. Zwei Jahre harte Arbeit, die sich gelohnt haben: Die Hypnose hat meinen Abdruck, ist geprägt von meiner über dreissigjährigen Erfahrung. Auch hier: nicht besser oder schlechter als andere, nur anders. (Daraus könnte auch ein Motto entstehen...)
7. Denke nicht nur als Coach, denke auch unternehmerisch
Das schien sich zu beissen: als Therapeutin zu arbeiten und dies gleichzeitig als Business zu betrachten. Wahrscheinlich hätte ich weniger Mühe damit gehabt, wenn ich z.B. Fotografin wäre.
Zu Beginn kam ich mir manchmal als „schlechter Mensch“ vor, da ich einfach meinen Preis hatte. Eine Kollegin sagte, nachdem ich mich selbstständig gemacht hatte, wie ich das nur schaffen würde, am Elend von anderen zu verdienen. Diesen Satz habe ich lange in mir herumgetragen, und es dauerte eine Weile, bis ich meine Tätigkeit, welche ich liebe, trotzdem auch als Business betrachten konnte.
Rückwirkend betrachtet war es ganz gut, dass ich mich in Sachen Preispolitik unsicher fühlte. Diese Erfahrung war wichtig, weil sie mir diente, den Wert meiner Arbeit selbst anerkennen zu lernen.
Schliesslich trage ich im Gegensatz zum Angestelltenverhältnis das volle Risiko für meine Entscheidungen. Auch muss ich regelmässige Einkünfte erzielen, denn ich habe Fixkosten, für welche ich aufkommen muss, und ich muss auch von etwas leben. (Tönt das gerade nach Rechtfertigung?)
Heute würde ich mit meiner Preispolitik von Beginn an standhafter sein. Und mich nicht schlecht fühlen, wenn Kursteilnehmer ausrechnen, was ich in einem Dreitagesseminar verdiene. Denn sie sehen nicht, wieviel Aufwand, wieviel Zeit und Energie ich aufwende, bis ein Seminar steht.
9. Fehler sind zum Lernen da. Und zu scheitern bedeutet keinen Weltuntergang.
Für mich sind Fehler nichts Schlechtes. Im Gegenteil, sie sind gut und für den Lernprozess unvermeidlich. Im eigenen Business muss ich bereit sein, Neues auszuprobieren und zu testen. Es kam durchaus vor, dass ich Ideen von mir gescheitert bin. Dennoch bin ich daran gewachsen, weil mir das Scheitern neue Wege aufgezeigt hat. Das Gefühl des Scheiterns ist nur ein momentanes Gefühl.
Was mich beim „Scheitern“ frustriert, ist die Tatsache, dass ich jeweils sehr viel Zeit, oder viel zu viel Zeit in die Idee investierte.
Es geht aber noch um mehr: keine Angst vor dem scheitern zu haben. Ich hatte ziemlich zu Beginn meiner Eigenständigkeit einen Klienten, der hatte schon zweimal Konkurs gemacht. Er kam, weil er sich als Versager fühlte, erfolglos eben. Er meinte, er hätte es nicht verdient, erfolgreich zu sein. Ein alter Glaubenssatz, wie wir im Verlauf der Therapie feststellen. Durchbruch war dann die imaginative Reise dahin, "wo Du erfolglos erfolglos" bist. Weswegen ich das hier schreibe? Weil ich auch zuerst lernen musste, dass erfolgreich zu sein mitunter schwierig sein kann, vor allem, wenn solche Glaubenssätze im Unterbewusstsein schlummern. Wie beim Klienten - und bei mir. Irgendjemand hat einmal gesagt, dass, wer gewinnen will, auch bereit sein muss, zuverlieren.
Es gehört einfach dazu, mal einen Schuh voll rauszuziehen. Was ich jedoch sicher weiss, ist, wenn ich nicht den Mut habe, etwas Neues auszuprobieren, ich schnell in der Masse verschwinde. Nullachtfünfzehn eben. Und DAS will ich ganz bestimmt nicht.
10. Fazit
Upps. Es scheint, als wäre aus diesem Blog ein Ratgeber für „wie werde ich erfolgreich selbstständig“ geworden. Es soll jedoch kein Ratgeber sein. Vielmehr beschreibt dieser Artikel meinen Weg. Ein Weg mit Stolpersteinen, welche jedoch eher persönlicher Natur waren.
Ich habe doppelt profitiert:
einerseits bin ich als Therapeutin und Dozentin gewachsen und
anderseits bin ich vor allem persönlich über mich herausgewachsen.
Ich würde es wieder genau so machen!
Denn alle gemachten „Fehler“ haben mich optimiert und alle guten Erfahrungen haben mich bereichert!
Und wie!