Hinfallen, aufstehen, sich schütteln und Krone richten. Kennen Sie diesen Spruch? Was für einige von uns so einfach scheint, kann für andere zum bitteren Existenzkampf werden. Ich denke nicht in Kategorien "entweder-oder", sondern "sowohl als auch". So möchte ich diese Thematik von beiden Seiten her beleuchten. Was spricht für und was spricht gegen aushalten oder durchhalten.
Das Leben ist einfach nicht einfach
Ob Alltag oder Umgang mit Krisen: es würde unser Leben einfacher machen, wenn wir akzeptieren, dass das Leben nicht einfach einfach ist. Da gibt es zuhauf Ratgeber, welche darüber berichten, wie wir es nun schaffen, in diesen angespannten Zeiten gesund zu bleiben und weder in grosse Panik noch in fatalistische Gleichgültigkeit zu verfallen. Ich möchte mit diesem Blog die Aufmerksamkeit auf ein Persönlichkeitsmerkmal lenken, welches hilfreich sein kann, eine gesunde mentale Balance wieder zu gewinnen.
Nichts ist stetiger als der Wandel
Ständig begegnen uns Unsicherheiten. Wie wir jedoch damit umgehen, hängt von der Prägung und Erfahrung unserer Kindheit zusammen. Lernen wir früh, dass Ungewissheiten ein Teil des Lebens sind, und dass diese nicht zwangsläufig negativ sind.
Achten wir auf unsere Bewertungen
Die Art und Weise, wie wir eine Situation bewerten, kann negative Emotionen auslösen. Wir sind vor einem Vortrag nervös, weil wir uns als Versager fühlen, wenn wir die Zuhörer nicht erreichen. Wir haben Angst, eine Arbeit abzugeben, weil wir erwarten, eine perfekte Leistung abgeben zu müssen. Ein Teufelskreis tut sich auf. Lernen wir, Situationen neutral(er) und objektiv(er) zu bewerten, können wir diesen Teufelskreis stoppen. Denn positive Bewertungen erzeugen positive Gefühle. Diese Neubewertung reguliert gewisse Mechanismen in unserem Gehirn. Starke Emotionen wir Wut oder Angst etc. nehmen ab.
Emotionen zeigen – oder besser nicht?
Gefühle zu ignorieren kann manchmal ganz sinnvoll sein Z.B. wenn wir eine aufkommende Wut unterdrücken, damit wir die Kinder nicht anschreien. Langfristig seine Gefühle zu ignorieren und zu unterdrücken kann zu Depressionen führen. Starke negative Emotionen wie Angst, Trauer oder Wut können einen richtigen Sturm in uns auslösen. Es braucht Strategien, um damit umzugehen. Ein konstruktiver Umgang mit schwierigen Gefühlen bedeutet, dass wir erkennen, dass wir sie regulieren können. Es bedeutet nicht, sie nicht mehr zu spüren. Die Gefühle sind wichtig. So kann Angst überlebenswichtig sein, weil sie uralte Kampf- und Fluchtsysteme im Gehirn aktiviert. Im Mentalcoaching spricht man von Emotionsregulation.
Meistens nutzen wir ganz unbewusst diese Emotionsregulation. Wir sprechen, wenn es uns schlecht geht, mit Freunden, oder wir atmen vor einem schwierigen Gespräch tief durch. Oder wir lenken uns einfach ab.
Dennoch gilt es zu verstehen, was denn die negativen Emotionen ausdrücken wollen. Angst hilft z.B. um bei Gefahr zu fliehen. Wut hilft, dass ich mich wehren kann etc. Viele Dinge verlieren sogar ihren Schrecken, weil sie positive Erfahrungen ermöglichen, indem man sich der Situation stellt. So lohnt es sich alte Glaubenssätze zu hinterfragen. Muss ich alles können? Muss ich wirklich perfekt sein? Darf ich keine Fehler machen? Gelingt uns das Umdeuten negativer Emotionen, verlieren viele vormals schwierig scheinende Dinge ihren Schrecken.
"Der Weise versteht, Unglück in Glück zu verwandeln."
Konfuzius
Ob das immer möglich ist?... Die Worte von Konfuzius mögen etwas zynisch tönen. Dennoch, vielleicht können wir Unglück nicht in Glück verwandeln, wir können jedoch das Beste aus einer Situation machen und akzeptieren, was wir nicht ändern können.
Eigentlich geht es doch ums Aushalten
Wie oft sprechen wir davon, den ersten Schritt zu tun. Oder mutig zu sein. Oder endlich für uns einzustehen, Bedürfnisse und Befindlichkeiten anzusprechen. Jedoch geht es doch letztendlich darum, auszuhalten. Bis wir etwas beginnen, anfangen müssen wir aushalten. Der Weg scheint noch nicht klar, die Idee nicht ausgereift, die Situation nicht geklärt etc.
Wir müssen viel aushalten
Immer wieder. Aushalten, dass wir es anderen nicht immer recht machen können, aushalten, dass wir anderen mit dem was wir tun oder nicht tun nicht gefallen, aushalten, was wir nicht verändern können, wir müssen Stimmungen und Zustände aushalten und so vieles mehr.
Mir ist in den letzten Monaten bewusst geworden, dass es sich lohnt, sich über das Aushalten und Durchhalten Gedanken zu machen. Aushalten ist schwer und kann sogar lähmen. Manche Menschen halten viel zu lange aus, schlucken lange und ertragen (zu) vieles. Da stellt sich die Frage, weswegen sie nichts ändern. Andere Menschen halten wenig aus und werden Opfer ihrer Gefühle. Sie gewöhnen sich an Situationen, denn diese zu ändern kann mit Angst verbunden sein. Was nach der Änderung kommt, scheint ungewiss… und diese Ungewissheit muss wieder ausgehalten werden. Das Unbekannte könnte noch schlimmer sein.
Was bedeutet denn "aushalten"? Spiele ich mit den Worten, hat es etwas zu tun mit "halten". Eine Situation, ein Gefühl ist da. Kann ich es halten? Soll ich es halten? Oder soll ich sagen "aus"?
Aushalten ist eine Fähigkeit, die in verschiedenen Lebensbereichen eine wichtige Rolle spielt. Ob es um schwierige Situationen, herausfordernde Aufgaben oder persönliche Belastungen geht, die Fähigkeit zum Aushalten ist oft ausschlaggebend dafür, wie gut wir mit den Herausforderungen des Lebens umgehen können.
Im physischen Sinne bedeutet aushalten, stark genug zu sein, um körperliche Anstrengungen, Schmerzen oder eine bestimmte Belastung über eine bestimmte Zeit hinweg zu ertragen. Dies kann zum Beispiel beim Sport oder körperlichem Training der Fall sein, wenn man eine höhere Intensität erreichen möchte, aber auch im Alltag, wenn wir mit einer bestimmten Aufgabe oder körperlichen Beschwerden konfrontiert sind. Im übertragenen Sinne bezieht sich Aushalten auf die mentale oder emotionale Stärke, die benötigt wird, um schwierige Zeiten oder Herausforderungen durchzustehen. Dies kann Krankheit, Verlust, Konflikte in zwischenmenschlichen Beziehungen oder beruflichen Stress beinhalten. Die Fähigkeit zum Aushalten ermöglicht es uns, trotz dieser Widrigkeiten weiterzumachen und ohne aufzugeben, nach Lösungen zu suchen.
Auf das Aushalten im psychischen Sinne möchte ich mein Augenmerk legen.
Das ist ja nicht zum aushalten!
Hand aufs Herz: wie gut halten Sie Gefühle aus? Mit Gefühle aushalten meine ich, diese so auszuhalten, ohne gleich zu reagieren. Können Sie Stille in einer Runde aushalten, ohne gleich das Gefühl zu haben, sprechen zu müssen? Halten Sie eine Missstimmung aus, ohne dass Sie sich veranlasst fühlen, wieder Harmonie herzustellen? Oder halten Sie gar Kritik aus, ohne sich gleich zu rechtfertigen? Halten Sie es aus, auf eine Nachricht oder ein Ereignis warten zu müssen?
Durchhalten aushalten
Durchhalten bedeutet, eine Situation zu halten, sie auszuhalten. Jedoch nicht immer ist durch- oder aushalten eine gute Sache. Wir alle sind gut darin, Situationen auszuhalten, obwohl sie uns Magenschmerzen bereiten, oder wir des Nachts grübelnd wachliegen etc. Jeder hat seine eigenen Durchhalteparolen um irgendwann später in der Zukunft eine Verbesserung der Lebensqualität zu haben: Wenn die Kinder grösser sind, dann… wenn ich das und das erreicht habe, dann…wenn ich pensioniert bin, dann… oder: "Reiss dich am Riemen". Von aussen muss uns niemand mehr an unsere Durchhalteparolen erinnern, sind doch viele von uns mit solchen "Parolen" aufgewachsen. Wir wiederholen fast schon gebetsartig diese Worte von selbst. Die Magenschmerzen werden chronisch, das nächtliche Grübeln manifestiert sich in einer Schlafstörung, der Stresslevel steigt, während der Energielevel sinkt.
Auch wenn wir Durchhalten, tickt unsere Uhr auf Kosten von Lebensqualität weiter. Der Anteil, in welchem wir unser Leben so leben können, wie wir es gern tun würden, tritt in den Hintergrund. Wir vergeuden wertvolle Zeit.
Durchhalten oder dranbleiben?
Damit keine Missverständnisse entstehen: ich plädiere nicht darauf, in schwierigen Phasen sofort das Handtuch zu werfen und aufzugeben. Ich selbst bin eine Kämpferin und gebe nicht auf, um zu lernen, besser zu werden und dranzubleiben, wenn es mir um Dinge geht, die mir wichtig sind. Meine Erfolge und Leistungen sind verbunden mit harter Arbeit. Dazu gehören der Wille und die Fähigkeit durchzuhalten. So bekommt der Begriff "durchhalten" eine deutlich andere Ausrichtung. Durchhalten ist dranbleiben. Allzu schnell nehmen wir eine eher passive Haltung an, indem wir ausharren und warten bis sich die Rahmenbedingungen ändern. Ist das denn schlecht? Nein, auszuharren ist eine wichtige Fähigkeit. Jedoch wären viele Situationen veränderbar. Wir könnten oft die Rahmenbedingungen verändern.
Wir befinden uns seit vielen Monaten in schwierigen äusseren Situationen: zuerst die Corona-Pandemie, in der wir mit Lockdowns konfrontiert wurden. Die persönliche Freiheit wurde eingeschränkt. Der Ukraine-Krieg, welcher viele von uns beschäftigt, die globale Krise ganz allgemein, wenn das nicht ein absolutes Durchhalten von uns fordert. In dieser Welt leben wir und wir können uns dagegen auflehnen, oder wir können schauen, wie wir das Durchhalten selbst besser gestalten können.
Ich arbeite beruflich mit Menschen, welche sich in belastenden Situationen befinden. Aushalten ist nicht immer gleich aushalten.
- Sie würden jener schwierigen Situation gern entkommen, jedoch ist es unmöglich.
- Sie würden zwar gern etwas verändern, wissen jedoch nicht wie, müssen die Situation also weiter aushalten.
Welcher Satz trifft auf Sie zu? Ja, wir müssen Dinge, welche nicht veränderbar sind, akzeptieren. Gewisse Dinge lassen sich nicht wegdiskutieren, wir fühlen uns machtlos, weil wir nur einen begrenzten Einfluss auf die Situation haben.
- Sind Sie jedoch wirklich machtlos?
- Müssen Sie durchhalten, oder können, sollen oder wollen Sie durchhalten?
- Weswegen scheint die Situation unveränderbar?
- Was oder wer hält Sie davon ab, etwas zu (ver)ändern?
Solche Fragen mögen etwas unempathisch erscheinen, jedoch suche ich nach Möglichkeiten.
- Ist es die Situation wert, dass Sie so viel Druck/Leid/Verdruss auf sich nehmen?
- Welche Möglichkeiten, um sich aus der Situation zu befreien, wären vorstellbar?
- Was wäre das Schlimmste, was geschehen könnte?
- Was haben Sie schon versucht?
- Weswegen ist dieser Versuch gescheitert?
- Was könnten Sie anders machen?
- Was wäre ggf. der Preis für die Veränderung?
Wir können aus diesem Hamsterrad aussteigen und einen besseren Platz finden, an welchem wir uns voll entfalten können. Mein Bestreben ist dahinführend, dass meine Klient:innen vom Ausharren und Erdulden wieder in die Handlung kommen. Erdulden… auch wieder so ein Wort…
Das mit der Geduld ist so eine Sache
Gewisse Dinge müssen wir aushalten. Wenn wir z.B. ein Projekt haben: die Ideen sind da, wir möchten vorwärts machen. Alles braucht jedoch seine Zeit. Wein muss reifen, guter Käse ebenso.
"Nur Geduld! Mit der Zeit wird aus Gras Milch."
Unbekannt
Geduld gibt den Dingen die Zeit, damit sie reifen können. Mit Geduld ist nicht gemeint, einfach zu warten. Geduld beschreibt die Art und Weise, wie wir uns beim Warten (müssen) verhalten. Die Fähigkeit, geduldig zu sein, setzt Vertrauen, dass alles so kommt, wie es soll, wenn erst die Zeit dazu reif ist. Die Worte von Hermann Hesse beschreiben das treffend: Geduld ist das Schwerste und das Einzige, was zu lernen sich lohnt. Alle Natur, alles Wachstum, aller Friede, alles Gedeihen und Schöne in der Welt beruht auf Geduld, und braucht Zeit, Stille, braucht Vertrauen. Für mich persönlich ist Geduld eine Tugend. Denn wir können nichts richtig machen, wenn es der falsche Zeitpunkt ist. Und wir können im richtigen Zeitpunkt nur wenig falsch machen. Davon bin ich fest überzeugt.
Kennen Sie das Gelassenheitsgebet:
"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
Reinhold Niebuhr
Damit ist jedoch nicht gemeint, dass man alles hinnehmen soll, wie es kommt. Manchmal sind wir gefordert, zu reagieren und uns mitzuteilen. Und manchmal müssen wir aushalten.
Auch Krisenzeit ist Lebenszeit
Die Krise geht an die Substanz. Das hat jeder von uns schon selbst erlebt. Es scheint, dass solche Krisenzeiten verlorene Zeiten sind. Wir haben das Gefühl, diese Lebensphasen aushalten zu müssen, was oft zu passivem Verhalten führt. Andere Menschen sind durch Krisen so stark gefordert, dass sie im Chaos und im Stress versinken. Sie kämpfen und versuchen durchzuhalten – und zu funktionieren, damit sie den Alltag irgendwie geregelt kriegen. Sie haben kaum mehr Zeit für ihre Bedürfnisse. Beide "Strategien" führen letztendlich dahin, dass die Lebensqualität sinkt und das allgemeine Wohlbefinden darunter leidet. Es scheint, als befände sich das richtige Leben in einer Pause. Erst dann, wenn die Krise vorüber ist, kann das richtige Leben weiter gehen.
Ist alles eine Frage der Einstellung?
Wäre es nicht sinnvoller, anstatt auszuhalten und zu funktionieren, das Leben trotz Krise aktiv und bewusst zu gestalten? Sich jeden Tag zu überlegen, wie man diesen Tag gut oder zumindest besser gestalten könnte? Wie man trotz Einschränkungen sich schöne Momente verschaffen könnte? Wie man trotz Schwierigkeiten wieder mehr Freude in sein Leben bringen könnte? Auch Krisenzeiten sind Lebenszeiten, das sollten wir nie vergessen!
Loslassen für neue Wege
Loslassen kann sehr befreiend sein, neue Wege tun sich auf. Es geht also nicht immer darum, durchzuhalten, sondern auch darum, neu anzufangen. Sich von festgefahrenen Zielen, Situationen und Muster zu lösen. Es stehen neue Möglichkeiten und Ressourcen für eine kreative und konstruktivere Lebensgestaltung bereit. Und ja, solche Loslass-Prozesse können mit Trauer und Ernüchterung einhergehen. Selbst Enttäuschungen eröffnen neue Wege für ein erfüllendes Leben. Kleben wir an alten Situationen fest, sind wir nicht offen für neue Möglichkeiten.
Lernen wir, dass Umwege o.k. sind, dass es zum Leben dazugehört, auch Risiken einzugehen, dass wir Dinge, welche bis anhin funktioniert haben, in Frage stellen. Vielleicht stimmt, was einmal funktioniert hat, jetzt nicht mehr. In der Systemik sagt man: "wiederhole, was funktioniert, lasse, was nicht funktioniert". Nur so können wir offen bleiben und adäquat handeln und reagieren. Die Welt verändert sich, ob wir wollen oder nicht. Und Neues bedeutet immer auch ein Schritt in etwas Ungewisses.
Aushalten und Resilienz
Das Aushalten kann auch mit der Entwicklung von Resilienz einhergehen, einer Fähigkeit, mit Stress und Rückschlägen umzugehen und aus ihnen zu lernen. Es ermöglicht uns, aus schwierigen Erfahrungen und Herausforderungen zu wachsen und gestärkt daraus hervorzugehen. Resilienz bedeutet, in schwierigen Zeiten aktiv nach Unterstützung zu suchen, Ressourcen zu nutzen und Strategien zu entwickeln, um mit Herausforderungen umzugehen. Es geht darum, eine Balance zwischen Durchhaltevermögen und Selbstfürsorge zu finden. Durch aushalten können wir lernen und erfahren, dass wir oftmals viel stärker sind, als wir glauben. Wir entdecken, dass wir durchaus die Fähigkeit haben, uns selbst zu helfen und schwierige Zeiten zu überstehen. Mehr noch: wir können schwierige Lebensphasen als Anlass nehmen, an den Herausforderungen zu wachsen und uns weiter zu entwickeln: ovm "nice to have" zum "must have".
Resilienz entsteht durch Interaktionen mit der Umwelt, sie ist uns nicht einfach in die Wiege gelegt. Entwicklung, Prägungen und Sozialisation spielen dabei eine entscheidende Rolle. Nicht alle Menschen sind gleich resilient. Es besteht ein Spannungsfeld zwischen Vulnerabilität und Resilienz. Dieses Spannungsfeld wird durch viele Faktoren beeinflusst. Doch ist eines sicher: je grösser die Resilienz, desto besser sind die Chancen für ein positives und erfolgreiches Leben.
Noch nicht genug: Auch Glück muss man aushalten können.
Haben Sie schon von "fear of happiness" gehört? Angst vor dem Glücklichsein? Sie finden das eigenartig? Einigen Menschen macht das Glücklichsein wirklich Angst. Sie haben Sorge, dass die schönen Momente zu schnell vergehen und sie anschliessend ins nächste Tief schlittern könnten. Sie fürchten die Glücksmomente, anstatt sie zu geniessen. Alles ist im Wandel, auch Gefühle und auch Glück. In schwierigen Zeiten kann es hilfreich sein, sich daran zu erinnern, dass nicht nur das Glück kommt und geht, sondern auch das Unglück.
Ich habe einmal gelesen, dass glücklich sein kein Zufall sei, sondern eine bewusste Entscheidung. Für jeden bedeutet Glück etwas anderes. Für einige ist die Familie ihr grösstes Glück, für andere Wohlstand, und wieder für andere ist es die Gesundheit. Für mich persönlich ist es das Zusammenspiel verschiedener Komponenten, welche mich glücklich sein lässt. Glück ist also eine Entscheidung und kein Zu-Fall-Produkt.
Glück ist etwas, was man sich erarbeiten muss. Vieles können wir nicht kontrollieren, jedoch können wir mit unseren Einstellungen und Entscheidungen dazu beitragen, glücklich(er) zu sein. Stanley Kubrick sagt: „Glück ist ein Spiegelbild der Art und Weise, wie wir uns entscheiden, unser Leben zu leben“. Von Klient:innen höre ich immer wieder "wenn ich erst…, dann werde ich glücklich sein…". Mit genau dieser Haltung machen wir unser Glück von äusseren Umständen abhängig. Und dann, wenn wir diesen Meilenstein erreicht haben, stellt sich das solange erwartete Glücksgefühl nicht ein.
Nicht was, sondern wie man erträgt, ist wichtig.
Seneca
Ich wünsche Ihnen, dass Sie das durchhalten aushalten. Und das Aushalten durchhalten.