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Was ich an meiner Arbeit als Therapeutin und Ausbildnerin nicht so mag

DAS mag ich nicht

WAS ICH AN MEINER ARBEIT ALS THERAPEUTIN UND DOZENTIN NICHT S0 MAG


Um es gleich vorweg zu nehmen: ich liebe meine Arbeit als Therapeutin und Ausbildnerin. Meine Selbstständigkeit gibt mir viel Freiheit. Ich habe keine Vorgesetzten, welche mir vorschreiben, was ich zu tun habe und was nicht. Ich kann die Kurse und Ausbildungen so gestalten, wie ich es für richtig finde.

Dennoch, auch die Selbstständigkeit hat Schattenseiten…

 

1. Papierkram und Buchhaltung
Für die Seminare gibt es einiges vorzubereiten. Unterlagen müssen gedruckt, sortiert und gelocht werden. Und wenn dann der Drucker streikt, oder der Computer nicht will wie ich, wird es mühsam und nervig. ICH werde dann mühsam und nervig. Die ganze Administration, wie Rechnungen schreiben, terminieren und Termine bestätigen, Buchhaltung etc. gehört nicht zu meinen bevorzugten Tätigkeiten. Wobei: die Buchhaltung nimmt mir mein Mann ab. Dafür bin ich ihm soooo dankbar.

 


2. Unpünktliche Klienten und Seminarteilnehmer
Manchmal gibt es das einfach: Stau’s und Zugverspätungen. Das ist höhere Gewalt, dafür kann der Klient nichts. Da finden wir immer eine Lösung.
Mühe bereiten mir die chronischen Zuspätkommer. Für eine gute und abgerundete Sitzung ist eine gewisse Zeit eingeplant. Kommt der Klient nun zu spät, muss ich entweder überziehen oder die Sitzung so kürzen, dass ich dann meinen eigenen Ansprüchen einer guten Sitzung nicht mehr gerecht werde. Und ich mach nicht gern halbe Sachen…

Kursteilnehmer, welche zu spät kommen, bringen immer eine gewisse Unruhe in die Klasse hinein. Und je nachdem, wie viel zu spät sie kommen, muss ich für sie  Inhalte wiederholen, damit sie die Übungen mitmachen können.

3. Stressig
Klienten, welche anrufen und SOFORT einen Termin haben möchten. SOFORT. Selbstverständlich versuche ich das zu ermöglichen und mache Terminvorschläge. Ich erwarte nicht, dass der Klient SOFORT antwortet. Niemand kann permanent online sein. Auch ich nicht. Schwierig wird es für mich, wenn ich dann ewig lange keine Antwort erhalte. Denn ich blockiere diese Termine und muss entweder x-mal nachfragen oder andere Anfragen vertrösten.
Mittlerweile kommuniziere ich, dass ich die Termine maximal eine Woche freihalte, ansonsten ich die Termine anderweitig vergebe.

4. Unrealistische Erwartungen
„Machen Sie mir bitte mein Problem weg.“ Besonders Klienten, welche sich für Hypnose interessieren, kommen oft mit der Haltung, dass Therapeut mit einer Sitzung gleich alle Probleme „weg macht“. Sie erwarten, dass sie sich hinlegen können, in Trance versetzt werden, und nachher sei das Problem einfach weg(hypnotisiert).
Wenn ich das könnte, ich würde dies patentieren lassen. Wobei, wenn ich die vielen Inserate von Hypnosetherapeuten anschaue, in welchen unrealistische Versprechungen abgegeben werden, verstehe ich die Klienten schon.
Meine Aufgabe ist es, dem Klienten bewusst zu machen, dass nur ER/SIE eine Veränderung in seinem Denken oder Handeln durchführen kann. Mir ist durchaus bewusst, dass Veränderungen beim Klienten Ängste auslösen. Damit oder daran können wir arbeiten.

Ich meine jedoch Klienten, welche von mir erwarten, dass sich, ohne dass sie etwas dafür tun müssen, ihr Leben ändert. Ich betrachte Therapie als Teamwork: Therapeut und Klient tragen beide dazu bei, dass sich die Situation des Klienten verändert, verbessert.

5. Werbung – mich selbst präsentieren
Wie ich das hasse: Das beginnt schon mit Foto’s. Lange habe ich mich (erfolgreich) dagegen gewehrt, Foto’s von mir auf der Webseite zu platzieren. (Damals hatte ich nur ein nüchternes Portraitfoto auf der Webseite). Am liebsten ist mir die Mund-zu-Mund-Werbung, weil ich dafür nicht aktiv etwas tun muss. Ausser gute Arbeit zu leisten. Ich glaube, das tue ich.

Sie kennen sicher die Redewendung von Wilhelm Busch: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr“. Man sagt aber auch, Bescheidenheit sei eine Tugend. Also was jetzt? Soll ich aktive Werbung machen und mich, respektive meine Tätigkeit gut darstellen, oder soll ich warten, bis man mich entdeckt? Werbung kann nervig sein, aber leider ist sie nötig. Um erfolgreich zu sein braucht es sicherlich ein gutes Angebot und seriöse Arbeit. Aber es braucht auch Werbung. Wie sonst können InteressentInnen auf mich aufmerksam werden?

Henry Ford sagte: „Wer nicht wirbt, stirbt“. Stimmt sicher. Aber Eigenwerbung fällt mir nicht leicht…

6. Preisdrücker- und Feilscher
Zum Glück erlebe ich das nicht oft. Aber es kommt vor, dass Klienten oder Ausbildungsinteressenten versuchen, den Preis herunter zu handeln. Sie schlagen einen Mengenrabatt auf die Sitzungen vor so nach dem Motto 5 für 4. Oder sie argumentieren, dass sie die Ausbildung machen würden, wenn ich einen Preisnachlass von 20% geben würde. Da bin selbst ich sprachlos, denn das geht zu weit. Zumal ich nur in Kleingruppen arbeite, damit die TeilnehmerInnen optimal profitieren können. Was bedeutet, dass ich ein Seminar zwei- oder dreimal durchführe. Was ich gern tue.

Ich sage zwar Nein, aber die Frage nach einem Preisnachlass ärgert mich schon. Ich bin kein Supermarkt und ich biete keine abgelaufenen Produkte an, sondern hochstehende Qualität mit einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis. Der Preis ist nicht verhandelbar.


7. Das ärgert mich zwar nicht, aber macht mich nachdenklich
Was ich in den Ausbildungen zur Verfügung stelle, ist, so finde ich zumindest, ist grosszügig: Rücktrittsversicherung, sehr ausführliche Skripte, Schreibzeug, Sekundärliteratur etc. Von den meisten wird dies als selbstverständlich hingenommen. Ein kleines Danke würde mich freuen.

In meinen vielen Weiter- und Ausbildungen habe ich oft genug erlebt, was man da als TeilnehmerIn erhält: ein paar Kopien von Powerpointfolien, die Gruppen sind beim Arbeiten sich selbst überlassen und Kaffee musste man am Kiosk holen. Meine Bemühungen laufen dahin, dass sich KursteilnehmerInnen/KlientInnen wohl fühlen. Denn für mich sind sie mehr als nur zahlende Kunden.

 

8. Last but not least: Liebeserklärung an meinen Beruf
Ich habe den tollsten Beruf der Welt und kann mir keine schönere Aufgabe vorstellen, als Menschen mit neuen Denkanstössen und inspirierende Inputs auf einem Stück ihres Weges zu unterstützen. Mit jedem Klienten lerne ich dazu. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten ein Leben zu leben und mit all dem, was einem mitgegeben wurde, zurecht zu kommen. Ich mag die Abwechslung und es ist schön, Teil und Zeuge eines Entwicklungsprozesses zu sein. Dabei lerne ich immer wieder neue Menschen und neue Geschichten kennen.

Die Arbeit im psychotherapeutischen Bereich ist anspruchsvoll, verantwortungsvoll und faszinierend. Mein Anliegen ist es, Menschen auf diese schöne Aufgabe vorzubereiten, damit sie genau so viel Freude, Erfüllung und Erfolg mit ihrer Tätigkeit finden, wie ich. Menschen zu ihrer ganz persönlichen Erfüllung, sei es beruflich oder privat zu verhelfen, ist eine wunderbare Arbeit.

Und all dies lässt mich die eigentlich doch unwichtigen Dinge, welche ich nicht so mag, schnell vergessen…