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Brief an mein früheres Ich

Brief an mein früheres Ich

Was ein Buch so alles auslösen kann...

Es begann mit einem Buch

Du hast, kaum konntest Du lesen, haufenweise Bücher verschlungen. Da gab es ein Buch, DAS Buch: „Kilima, das Mädchen von Tansania.“ Diese Geschichte beschreibt den Alltag eines Mädchens, welches in Tansania am Fusse des Kilimandscharo lebt. Das Leben, die Beschreibungen begeisterten Dich. Das Buch liess Dich in diese Welt dort eintauchen, Du konntest förmlich den Duft von Tansania riechen, hörtest die Zikaden, warst mitten drin im Impuls dieser Lebendigkeit. Tansania hat Dich seither nicht mehr losgelassen. Du hast viel über Tanzania gelesen, hast Dokumentationen betrachtet und Du wusstest, dass Du irgendwann dieses Land mit Deinen eigenen Augen sehen würdest.

Wenn ein Traum in Erfüllung geht...

Es ist Dezember 2007 und Du stehst in den letzten Vorbereitungen für deine Reise nach Tansania. Eine Reise, welche Du nie vergessen wirst, welche Dich prägen und nachhaltig beeinflussen wird. Du hattest immer schon Träume und es ist Dir immer gelungen, diese umzusetzen. Sei es, Deine Selbstständigkeit, sei es Dein Traum, in Tansania tätig zu sein und vieles mehr.

Wie unsicher hast Du Dich plötzlich gefühlt: „Werde ich mich in der Wildnis fürchten, oder mich wohl fühlen? Werde ich mich den Gegebenheiten anpassen können?“ Und vor allem: „Platzt eine Illusion, oder wird etwas in Bewegung gesetzt, was mein Leben tief prägen wird?“

Zeitlebens – bis heute – hattest Du Bedenken, sobald ein Traum sich erfüllte. Du hattest Ängste und Unsicherheiten und trotzdem hast Du Dich kopfüber ins Abenteuer des Unbekannten gestürzt. Deine Fähigkeit, Dich auf Unbekanntes einzulassen, haben Dein Leben bereichert. Dieser Traum jedoch sollte unglaubliche Konsequenzen haben. Wart’s ab, Du wirst staunen.

Keine Berührungsängste

Den Boden Tansanias zum ersten Mal unter Deinen Füssen zu spüren, wie tief berührt Du warst. Alles war so vertraut, obwohl Du noch nie dort warst. Da war kein Gefühl des Fremdseins. Vielmehr war es, wie wenn Du nach Hause kommen würdest. Du erlebtest eine geballte Ladung, welche Deine Sinne erstmal völlig überreizte. Alles war laut, überall unglaubliche Düfte und Gerüche, die vielen Farben, die Hitze und der Staub. Es war ein Fest der Sinne. Man sagt, dass man Tanzania entweder lieben oder hassen wird. Bei Dir war es Liebe, ist es Liebe. Da waren keine Berührungsängste. Die Menschen begegneten Dir freundlich und neugierig. Auch wenn Du kein Suaheli sprechen konntest, konntest Du Dich mit den Menschen verständigen. Du fühltest Dich immer sicher (ausser in der ersten Nacht, als Hippo‘s euer Zelt belagerten, aber das ist eine andere Geschichte…).

Du warst fasziniert von den Menschen, den Tieren und der einzigartigen Natur. Und diese Faszination sollte Dich nie mehr loslassen. Du wusstest aber auch, dass dies nur ein Aspekt von Tansania ist. Das wahre Tansania sollte sich Dir erst später zeigen.

 

Doch eines war gewiss: dass Du wieder nach Tanzania zurückkehren wirst. Und Du wusstest, dass das Leben Dir dazu die Möglichkeit bieten wird, irgendwann…

Ich habe Dich immer für eher ängstlich gehalten. Umso mehr erstaunt es mich, mit welcher Sicherheit und mit welchem Vertrauen Du Menschen (und Tieren) begegnet bist. Die Zeit „jenseits der Kontrolle“ hat Dir gut getan! Du wurdest in allem mutiger, was sich positiv auf Dein weiteres Lebens auswirken wird.

Rückkehr oder Heimkehr?

2013 wurde Dir die Möglichkeit angeboten, in einem Waisenhaus ein zehnwöchiges Volontariat zu machen. Unglaublich: es gibt einfach keine Zufälle, es gibt nur Zu-Fälle. Ein bisschen ein flaues Bauchgefühl hattest Du schon, denn es stand Dir ein grosses Abenteuer bevor: zweieinhalb Monate allein in Tansania zu sein. So lange Zeit allein in einer völlig anderen Welt zu leben: einem Land voller Hunger, Elend und Armut, aber auch voller Menschlichkeit, Herzlichkeit und Offenheit. Du wusstest nicht wirklich, worauf Du Dich einlässt. Alles war neu, anders und überraschend. Ja, da gab es die Momente, in denen Du Dich fragtest, weswegen Du dies tust. Ob das einfach ein sentimentaler Traum war?

Zum Glück waren das nur seltene Momente. Tansania zeigte sich in Extremen mit all seiner Schönheit und seinem Elend. Nicht die Hitze bescherte Dir schlaflose Nächte, sondern Deine Fassungslosigkeit über so viel Leid, Ungerechtigkeit und Elend, welche Du gesehen hast. Und die Erkenntnis, dass Du nicht allen helfen kannst. Deine Gedanken kreisten auch darum, wie es die Menschen trotz allen Widrigkeiten schaffen, fröhlich zu sein. Du wurdest auf Dich selbst zurückgeworfen. Du warst gezwungen, Dich mit Dir selbst auseinanderzusetzen. Nein, es war nicht immer bequem.

Aber glaube mir, Du wirst innerlich daran wachsen. Du wirst verstehen, dass die Beziehung zu Dir selbst sehr wichtig ist. Sie wird Dich unabhängiger von äusseren Umständen machen und Dir Stärke und Kraft geben. Jetzt hast Du ja Zeit, Dich mit Dir auseinanderzusetzen und Dich neu zu entdecken.

Du hast in dieser Zeit sehr viel und hart gearbeitet: für 35 Kinder von Hand die Wäsche waschen, kochen (auf Feuer), Gemüse rüsten bis zum abwinken etc. Und Du hattest keine äussere Ablenkung wie Radio, TV etc. Du hattest nur Dich. Und diese Menschen. Wie ist Dein Herz aufgegangen, wenn die Kinder abends jeweils zu afrikanischen Rhythmen hingebungsvoll gesungen haben. Du konntest gar nicht anders, als Dich auf die Gegebenheiten einzulassen. Die Stunden der gefühlten Einsamkeit, die Fragen wie, „was tue ich hier eigentlich“ wurden immer weniger… Du gingst immer mehr ins Dorf, lerntest die Menschen kennen, sahst wie sie leben und wie ihr Alltag ausschaut.
 

 

Das Volontariat und die Lebensweise der Menschen dort, beeinflussten Dich mehr, als Du Dir vorstellen konntest: Du wirst mehr Vertrauen ins Leben und in Dich fassen. Du wirst Deine Komfort-Sicherheitszone immer mehr verlassen, Dich dem Fluss des Lebens hingeben (was für Dich als Kontrollfreak beachtlich ist) und dafür unbeschreibliche Situationen erleben. Manchmal wirst Du Dich fragen, ob Du dies alles träumst oder ob das alles wirklich real ist.

Woher hast Du damals die Gelassenheit genommen, Dinge hinzunehmen, wie sie sind? (Gelassenheit ist ja nicht unbedingt Deine Stärke, vielmehr  glaubst Du, immer aktiv sein zu müssen), zu warten, bis sich die richtige Möglichkeit bietet. Sechs Jahre hast Du weiter von Tansania geträumt, hast Dich gesehen, wie Du dort arbeitest und lebst, aber eigentlich hattest Du keinen Plan, sondern nur die Vision: in Tansania zu wirken. Diese Vision hast Du mit Deiner ganzen Enerie und aus ganzem Herzen genährt.

Es kommen immer im richtigen Augenblick die richtigen Menschen. Mit ihnen zusammen hast Du furaha, eine gemeinnützige Organisation, gegründet. Hättest Du damals geahnt, wohin Dich das führt? Was da noch alles auf Dich zukommen wird? Wie viele weiter schlaflose Nächte? Wieder bist Du einfach vorwärts gegangen, hast viel gearbeitet, Dich über Traditionen und Gepflogenheit informiert, Dich mit den Menschen zusammengesetzt. Du bist einen Schritt nach dem anderen gegangen. Step by step.

Auch hier hattest Du (und hast Du) meistens den richtigen Riecher. Und wie hartnäckig Du sein kannst, wenn Du ein Ziel verfolgst. Deine Familie und Deine Freunde sagen ja auch: „wenn sie öppis im Grind hät, setzt sie das au dure“. (Wenn sie etwas im Kopf hat, setzt sie das auch durch).

Du wirst noch oft tief Luft holen und durchatmen müssen. Manchmal würdest Du auch am liebsten alles hinschmeissen.

Du wirst nicht darum herumkommen, zu lernen, die Dinge noch gelassener zu nehmen: "Nimepona", das bedeutet so viel wie "take it easy". Für Deinen Traum wirst Du alles tun, Kräfte mobilisieren und kreative Ideen entwickeln. Kleiner Tipp am Rande: Vergiss das „nimepona“ nicht und verringere Dein Tempo. Denn Dein Tempo bekommt nicht nur anderen nicht, es schadet auch Dir!

Urvertrauen, Geduld und Beharrlichkeit

Leben in Tanzania ist anders als bei uns. Es geht um elementares Sein. Du konntest nur bedingt planen. Immer wieder kam etwas dazwischen. Ein Tag war gut, wenn es keine grossen Überraschungen gab. Tanzania ist Dein bester Lehrer, um Geduld zu lernen. Auch die Uhren ticken anders, alles ist langsamer, und Du sieht den Erfolg Deiner Arbeit oft erst viel später.

Du hattest Berührungsängste, vor allem, wenn Du in jenen Regionen gearbeitet hast, wo praktisch keine Europäer waren. Oft sind Kinder schreiend vor Dir davongelaufen, wenn sie Dich „Mzungu“, die Weisse, gesehen haben. Oft warst Du entmutigt, und dennoch gab es immer jenen Teil in Dir, der sagte: „da musst Du durch“. Nimepona! Auch da wirst Du durchgehen (müssen). Du hast (D)eine Vision!

Du hast wirklich gelernt, geduldig(er) zu werden, beharrlich warst Du schon immer. Du bekamst ein Gefühl dafür, was Urvertrauen meint. Du wusstest einfach, dass, egal, was Du anpackst, es Dir gelingen wird. Dies hat Dich auch in Deiner weiteren Entwicklung, sei es beruflich oder privat, wesentlich geprägt und beeinflusst.

Demut - Mut zu dienen

Demut tönt so pathetisch. Du hast einmal eine etymologische Übersetzung von "Demut" gelesen: Mut zu dienen. Diese Auslegung hat Dir gefallen.
Von Demut bist Du weit entfernt, aber gewisse Situationen lassen in Dir ein Gefühl von Demut erahnen: Frauenthemen haben Dich seit jeher interessiert, ob in der Schweiz oder in Tanzania. Die Frauen in Tanzania haben es nicht einfach. Wie bewunderst Du sie für ihren Mut und ihre Stärke, ihr schwieriges Leben auszuhalten, und dabei noch zufrieden und fröhlich zu sein. Wie oft fühltest Du Dich beschämt in Anbetracht dessen, wie vergleichsweise klein doch Deine Probleme im Vergleich zu diesen Frauen sind. Wie oft Du nicht mehr lachst, weil das Leben grad mal ein bisschen an Dir rüttelt.

Du wirst von diesen Frauen lernen. Das wird Dir für Deine Zukunft in vielen Bereichen zu Gute kommen: Du wirst mehr Gelassenheit, Urvertrauen, Selbstvertrauen erfahren, und Du wirst lächelnder im Leben stehen unf nicht mehr alles so ernst nehmen. Nicht immer, aber immer öfter…

Deine Erwartungen, ein Ziel in kurzer Zeit zu erfüllen, sind unter den lokalen Bedingungen selten zu erfüllen. Die Menschen mussten Dich zuerst kennen lernen, und es brauchte Zeit, um eine gute Vertrauensbasis aufzubauen. Der Satz „gut Ding will Weile haben“, bekam für Dich einen Sinn. Du hast sehr schnell erkannt, dass, was immer Du verändern oder verbessern wolltest, Zeit braucht. Dinge sollen sich im Tempo der Menschen dort entwickeln können. Dies war nur mit kleinen Schritten möglich. Zu diesen Schritten gehörte auch, Dich um Spendengelder zu bemühen. Oh, wie schwer Dir das fällt. Und wie das an Deinem Ego kratzt: es war (und ist es noch immer), wie betteln zugehen. Wieviel Mut und Überwindung es Dich doch jedes Mal kostet, Spendenanträge zu stellen und um Spenden zu bitten.

Eine liebe Freundin sagte einmal zu Dir: „Tu Gutes und sprich darüber!“ Dieser Satz wird Dir das „betteln“ etwas einfacher machen. Du wolltest doch Erfahrungen machen, welche Deine Grenzen sprengen. Ich weiss, Du hättest lieber, wenn Stiftungen und Spender Dir das Geld einfach mal so überreicht hätten. Aber Du hast gewusst, dass es nicht nur die Arbeit vor Ort gibt, sondern eine wichtige Arbeit im Hintergrund: Spenden zu generieren.

Kein weisser Retter

Wie sehr Du es hasst, wenn Du missionierende Menschen siehst, welche zwar voll motiviert sind und es sicher auch gut meinen, welche den Menschen dort ihr Ding aufdrücken. Sie glauben zu wissen, was die Menschen dort brauchen. Sie glauben tatsächlich,  Probleme auf der anderen Halbkugel der Erde zu bewältigen, ohne Einbezug der dort lebenenden Menschen, deren Traditionen und Lebensweise.

Für Dein Dafürhalten sollte man in die Dörfer gehen und die Menschen dort fragen, was sie brauchen, ohne dass man ihnen einfach etwas "überstülpt", weil wir es für richtig halten. Z.B. Da werden die Menschen mit Gaskochern beschenkt. Gut gemeint, aber sie wollen das nicht. Sie benutzen diese auch nicht... wie oft musstest Du schmunzeln, wenn Du gesehen hast, wie sich nach wie vor auf ihre traditionelle Art und Weise kochten. Ein Sack mit 50 kg Reis wäre hilfreicher. Bezieht man die Menschen ein, wird die Hilfe auch sehr geschätzt.

Auch die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen ist gefragt. So versuchtest Du, bestehende Organisationen zu stärken und sie direkt vor Ort zu finanzieren. Respekt vor den Menschen und ihrer Kultur war und ist Dein oberstes Credo.

Schon der Begriff „Entwicklungshilfe“ bereitete Dir grosse Mühe. Du empfandst dies als diskriminierend und herablassend. Der Begriff „partnerschaftliche Zusammenarbeit“, basierend auf ethischer Verantwortung und Solidarität war das, was Du angestrebt hast.

Herausforderungen

Heraus – Forderungen Es gab so viele Herausforderungen. Du wirst mit Deinen Team-Kolleg:innen noch viel bewirken. Du wirst Suaheli lernen, damit Du mit den Menschen in ihrer Sprache sprechen kannst. Du hast viel erlebt und wirst noch viel erleben. Du wurdest beklaut, Du machtest Bekanntschaft mit Korruption, Du wurdest über den Tisch gezogen, aber es hat Dich nie wirklich geärgert. Nimepona.

Mit der Zeit warst Du nicht mehr nur eine „Mzungu“ (eine Weisse), sondern plötzlich sprachen Dich die Menschen mit Deinem Namen „Mama Isabella“ an (in Suaheli bedeutet „Mama“ so viel wie bei uns „Frau“. Du warst also „Frau Isabella“ und wurdest eingeladen, lerntest Land und Menschen kennen, wie das ein Tourist nie könnte.

Du warst neugierig. Oft bist allein 4.5 km bei brütender Hitze auf staubigen Strassen ins Dorf gelaufen und hattest nie Angst.

Auf einige Erfahrungen hättest Du wohl gern verzichtet, aber letztendlich haben sie Dich gestärkt, geprägt und Dir geholfen, Deinen Weg zu gehen. Dein Ziel ist es, den Menschen nachhaltig ein freies und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Zum anderen möchtest Du über Dich hinauswachsen und an all den Widerständen und Hürden wachsen. Du wirst das auch, jedoch stehen Dir doch einige grössere Hürden bevor.

Träume weiter

Du träumst weiter und Du weisst, dass dieser Traum irgendwann Wirklichkeit wird: Schulen auszubauen, für die Menschen mit Handicap ein Ambulatorium zu bauen und noch mehr Familien und Kinder zu unterstützen.

Mit Deiner Deiner Beharrlichkeit (und Sturheit) wirst Du diese Ziele auch erreichen. Dein Improvisationsvermögen hilft Dir dabei. Wenn Du auf Dein Leben zurückschaust, könntest Du erkennen, dass Du mit derselben Gelassenheit, wie Du sie in Tanzania auch lebst, Dinge angehen könntest. Egal, ob es sich um Ziele in Tanzania, ob es sich um berufliche oder private Ziele handelt. Und bitte vergiss nicht, Dich über das, was Du erreicht hast, auch zu freuen.

Du hattest einmal gelesen, ,wenn ein Mensch keine Träume mehr habe, er innerlich tot sei. Das hast Du nie mehr vergessen. Zu träumen war für Dich in Deiner Kindheit eine Überlebensstrategie. Du hast jedoch sehr schnell erfahren, wie viel Kraft in diesen Träumen liegt und dass sie für Dich irgendwann Wirklichkeit werden. Also, träum weiter!

Träumen ist wie fliegen. Magst Du Dich noch erinnern, als Du das erste Mal den Film „out in Africa“ gesehen hast? Was hast Du geheult, aber nicht wegen Robert Redford, sondern wegen dieser Sehnsucht „dort“ zu leben, inmitten dieser liebenswürdigen, manchmal forschen, echten, direkten und so ungekünstelten Menschen. Du bist geflogen, genauso wie Tanja Blixen im Film: mit einem Vierplätzer, tief über die Savannen der Serengeti… Dein Traum von Tanzania wurde Realität. Nicht mit einer Farm in Afrika, aber mit dem punktuellen Zusammenleben mit den Menschen dort. Du hast dort Deine zweite Heimat gefunden. Heimat scheint für Dich dort zu sein, wo die Menschen leben, die Du liebst.

Zwei Seiten einer Medaille

Das tönt alles so schön. Aber auch der Traum hat eine Kehrseite: Du wirst immer Menschen, welche Dir viel bedeuten, zurücklassen. Du wirst Dich zwischen zwei Welten hin- und herbewegen. In Tansania kennt man Dich mittlerweile. Es bildeten sich enge Freundschaften. Wann immer Du wieder nach Tansania kommst, wirst Du willkommen geheissen, das war jedoch nicht von Beginn an so. Die Menschen kommen aus dem Haus, um Dich zu begrüssen, die Kinder rennen Dir entgegen, und manchmal hast Du Früchte oder gar ein Huhn als Geschenk erhalten.

Wenn Du in die Schweiz zurückkommst, wirst Du ebenso herzlich  willkommen geheissen, mit „jetzt bist Du wieder zuhause“.

Bist Du das? Wirst Du jemals wieder EIN Zuhause haben? Nein. Du hast zwei Zuhause, und Du wirst, wie die Zeit es zeigen wird, damit umgehen lernen. Dein Herz ist dort, wo Deine Familie und Deine Freunde sind: in der Schweiz und in Tanzania. Vielleicht ist es auch ein Privileg?

Den Menschen ihre Würde lassen

Ich möchte – da Du jetzt im Jahr 2021 angekommen bist, doch noch ein paar Worte sagen: ich bleibe gern im Hintergrund, so wie Du dies von Beginn warst. Es ging Dir nicht darum, die Projekte etc. als „Deine“ zu deklarieren. Viel mehr war es Dir wichtig, den Menschen in Tanzania zu sagen, dass Du nur das ausführst, was Menschen Dir mit ihren Spenden ermöglichen.

Ich möchte all den Menschen in Tansania danke sagen. Von und mit ihnen konnte ich sehr viel lernen, über sie, ihr Land, über mich. Ich bedanke mich auch bei Dir, jüngeres Ich. Ohne Deinen visionären Dickschädel würden mir viele wesentliche Erfahrungen fehlen.

Mit folgenden Worten schliesse ich diesen Blog ab, denn besser könnte ich nicht in Worte fassen, worum es mir wirklich geht:

Geht zum Volk, lernt von ihm, lebt mit ihm,
liebt es, baut auf seinem Wissen auf, beginnt mit dem Vorhandenen.
Dann werden, wenn die Arbeit getan,
wenn das Werk vollendet ist, die Leute sagen:
Wir haben es selbst getan.

Lao Tse
 

Fazit:

Was so ein Buch alles auslösen kann... und Träume sind zum verwirklichen da!